Das Immunsystem einfach erklärt

Unser Organismus muss sich täglich mit einer Vielzahl an Mikroorganismen wie Bakterien und Viren auseinandersetzen. Aber auch fehlerhafte oder abgestorbene körpereigene Zellen stellen unsere Gesundheit auf die Probe. Glücklicherweise gibt es ein körpereigenes Mittel gegen die unerwünschten Eindringliche: Unser Immunsystem! Die natürliche Immunabwehr des Menschen ist ein äußerst ausdifferenziertes und komplexes System, das in den allermeisten Fällen mit einer Vielzahl von schädigenden Einflüssen fertig wird. Man spricht dabei auch von Immunität. Doch wie funktioniert das Immunsystem? Im Folgenden wird die Funktion des Immunsystems möglichst einfach erklärt.

Das Immunsystem einfach erklärt

ARTIKELINHALT

Die Funktionen des Immunsystems:

1. Die angeborene Immunantwort

Bereits archaische Kleinstorganismen haben die Fähigkeit, sich gegen Angriffe von außen zu wehren. Diese Fähigkeit nennt man die angeborene oder auch unspezifische Immunantwort. Diese unspezifische und angeborene Immunantwort ist die erste Hürde für Bakterien, Pilze oder Viren, die einen Organismus angreifen. Schon diese einfachste Immunreaktion ist sehr wirkungsvoll. Durch die angeborene Immunantwort können viele Infektionen bereits Minuten nach Eintritt der Erreger beseitigt werden. Auch höhere Lebewesen besitzen diese Schutzfunktionen. Die angeborene Immunantwort bei Tier und Mensch besteht aus drei Bestandteilen: mechanischen Barrieren, Zellen und Proteinen.

Mechanische Barrieren der angeborenen Immunantwort sind die Haut, die Schleimhäute, die Augen, die Atemwege, die Mundhöhle, der Magen und die Magensäure, der Darm mit seiner Darmflora, die Scheide mit Milchsäurebakterien sowie der Harntrakt. Als Abwehrstoffe dienen verschiedene Enzyme (Proteine), welche die Zellwände eindringender Bakterien zerstören können.

Die Haut schützt den Körper vor dem Eindringen von Mikroorganismen. Die Sekrete der Schweiß- und Talgdrüsen erzeugen einen Säureschutzmantel. Dieser wirkt gegen krankmachende Bakterien oder Pilze, kann diese bremsen oder sogar abtöten.

Die Tränenflüssigkeit und das häufig unbewusste Schließen der Augen entfernen Fremdkörper und Erreger von der Augenoberfläche. Sie werden über die Tränenflüssigkeit abtransportiert. Das in der Tränenflüssigkeit vorhandene Enzym Lysozym wirkt zusätzlich gegen Mikroorganismen.

Die Atemwege sind mit Flimmerhärchen und einem schleimigen Sekret ausgestattet. Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren verfangen sich in diesem Sekret und werden über die Flimmerhärchen abtransportiert.

Die Speicheldrüsen des Mundes produzieren am Tag etwa 2 Liter Speichel, der das Protein Lysozym enthält.

Auch der Magen kann sich gegen eine Vielzahl von Fremdkörpern erfolgreich zur Wehr setzen. In der Magenschleimhaut wird Salzsäure produziert. Salzsäure ist eine starke Säure mit bakterienabtötender Wirkung, die verhindert, dass Krankheitserreger in den Darm gelangen. Durch die Harnentleerung, die mehrmals täglich erfolgt, werden Krankheitserreger aus dem Körper entfernt. Das Eindringen von Bakterien oder Viren über die Harnröhre wird auf diese Weise unterdrückt.

Trotz all dieser mechanischen Barrieren und Sekrete, kann es dazu kommen, dass es Krankheitserregern gelingt, ins Zellinnere vorzudringen. Dort können sie sich jedoch nicht ungehindert ausbreiten, sondern sie werden von einer Phalanx aus Fresszellen (auch Makrophagen genannt) erwartet. Die Makrophagen gehören zu den weißen Blutkörperchen und werden durch das Blut an den Ort der Infektion transportiert. Körperfremde Stoffe werden von ihnen an ihrer Oberflächenstruktur erkannt. Die Makrophagen umschließen diese Fremdkörper und „fressen“ den Eindringling. Zusätzlich senden sie Botenstoffe aus, die weitere Makrophagen anlocken und dafür sorgen, dass sich die umliegenden Blutgefäße erweitern.

Nicht alle Immunzellen lassen sich der angeborenen oder adaptiven Immunabwehr zuordnen. NK-Zellen, dendritische Zellen, Makrophagen und Mastzellen gehören beiden Systemen an!

2. Die erworbene oder auch adaptive Immunabwehr

Wirbeltiere wie der Mensch entwickelten zusätzlich zur angeborenen Immunabwehr ein weiteres System, das den Organismus vor Eindringlingen schützt und fehlgesteuerte Zellen abbauen hilft: Die adaptive Immunabwehr. Die adaptive Immunabwehr ist nicht angeboren, sondern wird im Lauf des Lebens durch Infektionen erworben. Diese Gegenwehr des Körpers ist anpassungsfähig und überaus komplex.

Sowohl die angeborene, als auch die erworbene Immunantwort besteht aus einem zellulären und einem löslichen Anteil (Körpersekrete), die eng miteinander verknüpft sind.

Im Unterschied zur angeborenen Immunabwehr braucht die adaptive wesentlich mehr Zeit, um gezielt gegen bestimmte Erreger vorzugehen. Sie lernt ein Leben lang Erreger kennen und bekämpfen. Da sie sich Erreger merken kann, wird ihr ein immunologisches Gedächtnis attestiert, d.h. sie schützt den Organismus über einen längeren Zeitraum vor einem Erreger, manchmal sogar lebenslang. Wesentliche Bestandteile der erworbenen Immunantwort sind z.B. Antikörper, die von den B-Lymphozyten in den primären und sekundären lymphatischen Organen des Immunsystems gebildet werden. Primäre lymphatische Organe sind Knochenmark und Thymus, sekundäre die Milz, die Lymphknoten und das Mucosa-assoziierte lymphatische Gewebe.

Wie läuft eine Immunreaktion ab?

Ob das angeborene oder das erworbene Immunsystem auf einen Erreger reagiert, hängt davon ab, ob der Organismus mit dem betreffenden Fremdkörper schon einmal in Kontakt gekommen ist. Handelt es sich um eine Erstinfektion, werden zunächst die Makrophagen oder denditrischen Zellen in Aktion treten. Diese gehören zum angeborenen Immunsystem und können typische Merkmale von Krankheitserregern selbst dann erkennen, wenn der Erreger unbekannt ist. Sie nehmen den Erreger in sich auf und präsentieren Teile des Erregers den Zellen der adaptiven Immunabwehr (B- und T-Lymphozyten). Durch diese Präsentation werden die B- und T-Lymphozyten aktiviert. Einige Abwehrzellen können den Erreger aber auch durch Phagozytose abtöten, d.h. sie verleiben sich den Erreger ein oder bilden Ausstülpungen, die den Erreger umschließen. Andere schütten Substanzen aus, die für den Erreger ebenfalls tödlich sind. Wieder andere Abwehrzellen starten mit der Produktion von Antikörpern. Diese docken an den Erregern an und machen sie so bewegungsunfähig und somit unschädlich. Darüber hinaus sorgen die Antikörper dafür, dass die Erreger markiert sind und von weiteren Abwehrzellen zerstört werden.

Ob ein Erreger im Organismus Schaden anrichten kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Von der Menge der Erreger, ob der Erreger schon aufgetreten und der Organismus bereits immun ist, aber auch vom Gesundheitszustand der betroffenen Person. Trotz eines Kontakts mit einem Erreger ist es möglich, dass keinerlei oder nur geringe Krankheitsanzeichen auftreten. Der Verlauf einer Infektion ist immer schwer vorherzusagen. Viele verschiedene Faktoren spielen eine Rolle.

Es gibt aber auch Krankheitserreger und Tumorzellen, die im Immunsystem keinerlei Reaktion auslösen. In diesem Fall sprechen wir von einem Immunescape.

*Vitamin D, Vitamin C, Selen, Zink und Kupfer tragen zur normalen Funktion des Immunsystems bei. **Nicht-verschreibungspflichtige Vitamin-D-Produkte in Apotheken. Insight Health; DatamedIQ, Stand: 10/2020.